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Meine Arbeit

Über die Herausforderung, salzglasiertes Steinzeug im Holzfeuer zu brennen

Ich brenne meine Keramik in einem Ofen, der mit Holz befeuert wird. Das ermöglicht Oberflächen und Farben, die im Elektro- oder Gasofen nicht gelingen.

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Es liegt in der Natur des Holzbrandes, dass ein- und derselbe Ton und alle aufgetragenen Glasuren heller oder dunkler, weißer, grauer oder rötlicher, gelber oder grüner, matter oder glänzender aus dem Feuer kommen. Ich habe wieder und wieder erfahren, dass dabei sehr viele Faktoren eine Rolle spielen. Zuallererst brauche ich einen bestimmten Ton, den ich selbst aufbereite.

Meine Art zu Drehen ist, mit wenigen Handgriffen die Form zu bestimmen – die Töpfe können ruhig auf der Scheibe tanzen! Dabei stelle ich mir vor, wie sie später im Feuer stehen und male mir aus, welche Farben sie durch den Brand bekommen.

Es stellen sich die immer neuen alten Fragen – die wohl wichtigste: Ist die Form alltagstauglich? Dann: Verzichte ich auf Dekoration oder nicht? Stempeln, Bemalen, Bedrucken? Das Abenteuer Henkel … Welche Engobe (gefärbter Tonüberzug) trage ich auf? Was für eine Glasur wähle ich für innen?

Schon lange bevor beide Regale in der Werkstatt mit gedrehten Gefäßen gefüllt sind, muss ich über das Einräumen des Ofens nachdenken. Welches Teil braucht welchem Nachbarn? Die Etagenhöhe ist flexibel, jedoch vermeide ich z.B. zu flache Etagen – deshalb ist das Brennen von Tellern und Platten stets problematisch. Dabei drehe ich so gern Teller!   

Etwa viermal im Jahr habe ich genug Arbeiten beisammen, um den Ofen voll zu bekommen. Je näher ich dem Brand komme, desto größer wird meine vorfreudige Anspannung. Geübte Handgriffe fehlen nun noch: Ziehringe formen und färben, Kegelbilder zur Temperaturmessung bauen. Gut, dass schon alle Brennplatten geschliffen und mit einer selbst gemischten Schlempe eingepinselt sind, die verhindert, dass die Arbeiten ankleben. Zum Schluss forme ich hunderte Putzeln – das sind kleine Kügelchen, die ich an die Unterseite der Keramik klebe, damit diese sich nach dem Brand leichter vom den Einsetzplatten lösen läßt. Die Böden bekommen dadurch Brennspuren und werden schöner!

Dann ist es endlich soweit. Alles wird von der Werkstatt über den Hof zum Brennhaus getragen. Einräumen, Zumauern der Ofentür, das Leeren der Aschekammer und Vorheizen; Proviant für den nächsten Tag muss auch noch vorbereitet werden – der Ofen kann, wenn das Feuer einmal brennt, nicht mehr allein gelassen werden.                                          

Wenn alles vollbracht ist, schlafe ich nochmal, nun doch etwas unruhig im Vorgefühl des Brandes. Am kommenden Morgen wird der Ofen bis gegen Mitternacht mit vorab gespaltenem Kiefernholz befeuert – je dünner die Scheite, desto schneller steigt die Temperatur. Manchmal ist Besuch da und fasst mit an. Die Faszination des Holzbrennens ist ansteckend. 

Die Stunden vergehen mit Holz holen, auch muss das Rost immer bedeckt gehalten werden. Geduldig muss man sein, wenn die Temperatur nicht stetig steigt – bloß nicht hektisch zu viel Holz auflegen! Gegen Abend kommt Hilfe. Wir sind ein über Jahrzehnte eingespieltes Team. Nun kann ich mich auch etwas ausruhen und neue Kräfte sammeln.     

Etwa vier Raummeter Holz werden verheizt, bevor in der Brennkammer ungefähr die gewünschten 1320°C sind. Jedes Gefäß im Ofen ist dann direkt von Feuer umgeben. Die Flammen und das bei über 1250°C etappenweise eingeworfene Salz zur Bildung der Glasur hinterlassen ihre Spuren. Wenn die Salzglasur dick aufliegt, erinnert sie an Apfelsinenschalen.

Da die Flamme nur an einer Seite in die Brennkammer eintritt, gibt es bei den  Gefäßen eine feuerzugewandte Seite. Hier landet mehr Salz und mitunter noch Ascheanflug.

Ton und Glasuren reagieren noch nach Beendigung des Heizens mit Sauerstoff, so dass die endgültige Farbigkeit in den ersten Stunden des Abkühlprozesses entsteht. Dieser dauert mehrere Tage.

Es gibt auch Stücke, die zu wenig Feuer und Salz bekommen haben – manchmal lohnt es sich, diese noch einmal zu brennen. Im gelungensten Fall entstehen viele verschiedene Farbtöne auf einem Topf. Unnachahmlich deren Übergänge!

Nach zwei bis drei Tagen wird die Ofentür wieder aufgepickert und Stück für Stück herausgenommen. Putzeln abschlagen, alles mit Schleifstein und Sandpapier abschleifen – die hartnäckigeren Stellen mit der Schleifmaschine oder Flex.

Es ist überaus beglückend, eine Arbeit aus dem Ofen zu holen, in die sich das Feuer unverwechselbar eingebrannt hat. Manche haben auf den ersten Blick viel Kraft, bei anderen ist die Schönheit eher zurückhaltend, fast verborgen.

Große Freude bereitet mir das Wissen, dass dieser Topf irgendwann ein neues Zuhause findet und dann Teil vom Leben anderer Menschen ist.

Meine Zeitreise

1981/88

Handwerkliche Ausbildung und Mitarbeit in verschiedenen Bertrieben und Werkstätten der DDR:

  • Steingutfabrik Rheinsberg
  • Zentrum Bildende Kunst Neubrandenburg
  • Keramikwerkstatt Brigitte und Roland Möller, Schmiedenfelde
  • Werkstattgemeinschaft Sigrid Artes, Ursula Zänker und Karl Fulle, Neuruppin
  • Aufbau der Keramikwerkstatt im Drahtwerk Grieben 1984
  • Keramikwerkstatt Christiane Gregorowius, Hundorf
  • Keramikwerkstatt Uwe Ahlemann, Kleinzerlang

1985
Gesellenprüfung in Stahnsdorf

1988
Meisterprüfung in Finsterwalde
Gründung der eigenen Werkstatt in Techentin/Mecklenburg

1990
Beginn der Beteiligung an Ausstellungen und Keramikmärkten

1989/92
Werkstattgemeinschaft Mecklenburger Vögel mit Regine Schönemann, Silvia Barke und Wolfgang de Vries:

1992
Einweihung des ersten Holzbrandofens in Techentin

2004
Abriss des Ofens und Neubau einer verbesserten Konstruktion

2006/07
neue Erfahrungen im Holzbrand: Mitarbeit in den Werkstätten von

  • Nick Collins, England
  • Micki Schloessingk, Wales
  • Sandy Lockwood und Robert Barron, Australien

2007/11
fünfmalige Teilnahme am einmal jährlich stattfindenden chassabal-Festival in Mungyeong/Südkorea

2010
20 Jahre Scherben&Glück – Ausstellung in Techentin zum Holzbrandjubiläum

2012/19
Organisation von hinterland im Kulturhaus Mestlin/Mecklenburg  www.hinterland-marktplatz.de

2020
Katalog erscheint zum 30jährigen Holzbrandjubiläum.

Meine Gefäße sind in der eigenen Galerie in Techentin, auf Töpfermärkten und Ausstellungen zu sehen: www.abgelegen.de

Arbeiten in öffentlichen Sammlungen:

  • Heimatmuseum Goldberg
  • Keramikmuseum Bürgel
  • Keramikmuseum Höhr-Grenzhausen
  • Keramikmuseum Mungyeong (Südkorea)